Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende

Der Drogentotengedenktag am 21. Juli 2024 bietet eine wichtige Gelegenheit, der Menschen zu gedenken, die ihr Leben auf Grund der prekären Begleitumstände beim Konsum illegalisierter, sowie legaler Drogen verloren haben. In Deutschland stiegen die Zahlen der Drogentoten im Jahr 2023 erneut an. Laut dem aktuellen Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) verstarben im Jahr 2023 insgesamt 2.756 Menschen an den Folgen ihres Konsums, was eine traurige Zunahme im Vergleich zu den 2.591 Verstorbenen im Jahr 2022 darstellt.1

Insgesamt verstarben im Jahr 2023 383 Frauen (342 im Jahr 2022; 306 im Jahr 2021). Verschiedene Faktoren tragen zu dieser besorgniserregenden geschlechtsspezifischen2 Entwicklung bei.

Zum einen haben Frauen oft einen anderen Zugang zu und Umgang mit Drogen als Männer. Häufig spielen soziale und psychologische Faktoren eine größere Rolle. Bei vielen Frauen findet der Erstkonsum durch ihre Partner (in heterosexuellen Beziehungen) oder innerhalb ihres sozialen Umfeldes statt. Zudem sind Frauen häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen, die oft im Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen wie Gewalt oder Missbrauch stehen und die Substanz der Versuch zur Selbstmedikation sein kann. Diese psychischen Belastungen führen nicht selten zu einer erhöhten Anfälligkeit für Suchterkrankungen.

Ein weiterer Faktor ist, dass Frauen oft seltener und später Hilfe suchen. Dies kann auf eine stärkere soziale Stigmatisierung und auf Angst vor der Trennung von ihren Kindern zurückzuführen sein. Zudem erhalten sie seltener spezifische Angebote zur Suchtbehandlung, die auf ihre besonderen Bedürfnisse abgestimmt sind.

Die körperlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen ebenfalls eine Rolle. Frauen reagieren anders auf bestimmte Substanzen und haben oft ein höheres Risiko für schwere gesundheitliche Komplikationen, was zu einer erhöhten Sterblichkeit führen kann. Die medizinische Versorgung und Präventionsarbeit müssen daher dringend auf diese Unterschiede eingehen und entsprechende Maßnahmen entwickeln.

Der Drogentotengedenktag soll nicht nur den Verstorbenen gedenken, sondern auch die Öffentlichkeit sensibilisieren und einen dringenden Appell an die Politik richten, umfassendere Maßnahmen zur Drogenprävention und -behandlung zu ergreifen. Der Zugang zu schadensmindernden Angeboten wie Drogenkonsumräumen, Substitutionstherapien und speziellen Hilfsangeboten für alle Konsumierenden muss verbessert werden. Nur durch ein ganzheitliches und inklusives Konzept können wir langfristig die Zahl der verstorbenen Drogengebrauchenden senken und den betroffenen Menschen eine Perspektive bieten.

In Gedenken an die Verstorbenen und in Solidarität mit ihren Familien und Freund*innen müssen wir weiter dafür kämpfen, dass jeder Mensch die Unterstützung erhält, die benötigt wird, um ein gesundes und sicheres Leben zu führen. Der Drogentotengedenktag 2024 erinnert uns daran, dass hinter jeder Zahl ein Mensch steht, dessen Verlust eine Lücke hinterlässt. Alle Infos zum Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende finden Sie hier.

1Die Zahlen um die Drogentodesfälle sind differenziert kritisch zu betrachten. Warum, können Sie in diesem Beitrag von Deutschlandfunk nachhören.

2Es liegen keine Daten jenseits der binären, heterosexuellen Geschlechtermatrix vor. Daher wird ein binärer Frauen-/Männerbegriff verwendet. Dies spiegelt nicht unsere Haltung bezüglich Geschlechtervielfalt dar.